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#WantedlyVisits: Michel-San, Gründer von Aizome Bedding

Welchen Einfluss haben künstliche Farben in Stoffen auf unsere Gesundheit?

Michel produziert mit seinem Start-Up Aizome Bedding natürlich gefärbte Bettwäsche und möchte so vor allem Kleinkindern und Menschen mit Hautkrankheiten ein gesünderes Leben ermöglichen.

Michel ist ein Unikat - ein waschechter Münchner mit großen Ambitionen, der seit mehreren Jahren in Tokyo lebt und nun mit seinem Start-Up Aizome Bedding die Textilindustrie umkrempeln möchte. Während unseres letzten Besuches im Wantedly HQ in Japan hatten wir die Gelegenheit, Michel persönlich kennen zu lernen.

Wir sprachen mit ihm über heilende Stoffe der Samurai, nachhaltige Farbe und wie er mit seinem Start-Up Hautkrankheiten wie Neurodermitis bekämpfen möchte. Wir sind absolut begeistert von seiner Idee und der inspirierenden Geschichte, die zur Gründung von Aizome geführt hat, und freuen uns, sie über dieses Interview mit euch zu teilen.


Michel May, Copyright @ thebirdsnest.com


Wantedly: Michel, vielen Dank für dieses Interview und die Möglichkeit, dich und dein Start-Up ein bisschen besser kennen zu lernen! Die erste brennende Frage ist für uns natürlich: was verschlägt einen Münchner nach Japan?

Michel: Ich bin schon seit vielen Jahren mit Japan verbunden, weil ich hier mal einen Austausch gemacht habe und auch mein Studium hier beendet habe. Außerdem ist die Start-Up Szene hier ziemlich cool.

Wantedly: Das können wir bestätigen! Wie kamst du auf die Idee, Aizome ins Leben zu rufen?

Michel: Ich habe jahrelang in einem deutschen Software Medizintech Unternehmen gearbeitet und mich gefragt, ob das wirklich das ist, was ich machen möchte. Durch meine Arbeit und eine lange Krankheit meiner Mutter habe ich realisiert, dass wir in der Medizin viel mehr Geld für kurative, und sehr wenig für präventive Maßnahmen ausgeben - obwohl es viel wichtiger ist, gesund zu bleiben. Besonders wenn es um Themen wie Krebs geht, gibt es sehr viele Möglichkeiten, präventiv zu arbeiten. Es war mein Herzenswunsch, etwas in diese Richtung zu machen, und daraus ist dann die Idee von Aizome entstanden.

Wantedly: Was genau bietet Aizome an, und wie kann das als präventive Medizin eingesetzt werden?

Michel: In der Textilindustrie ist das große, schmutzige Geheimnis die Farbe. Sie verbraucht unglaublich viel Wasser - 85% davon werden für das Waschen nach der Färbung verwendet. Die meiste Farben sind mit Rohöl und Schwermetallen belastet, was unumstritten viele Gesundheitsrisiken für unsere Haut mit sich trägt. Die japanische Färbetechnik schien mir hier eine Lösung zu sein: sie ermöglicht es, Textilien mit pflanzlichen Mitteln zu färben, was viel weniger Wasser als herkömmliche Vorgänge verbraucht, und man kann das verbrauchte Wasser sogar anschließend als Dünger verwenden. Als ich das gesehen habe, dachte ich mir, dass das doch total Sinn macht - und da das bis jetzt noch keiner so angeboten hat, habe ich meinen Job an den Nagel gehängt und vor einem Jahr das Unternehmen aufgebaut. Wir haben gerade eine Crowdfunding Runde hinter uns, die gut lief, und wir haben 500 Produkte in 43 Länder verschickt. Das Feedback war hervorragend und jetzt gehen wir in die Zweite Runde auf Kickstarter.



Wantedly: Deine Stoffe sind also sehr viel umweltfreundlicher und zertifiziert schadstofffrei - haben sie auch eine positive gesundheitliche Wirkung?

Michel: Ich bin während meiner Zeit als Antiquitätenhändler auf diese unglaublich alten, japanischen Stoffe aufmerksam geworden. Sie waren oft einfach zusammengeflickt, waren aber gleichzeitig sehr teuer, was ich nicht nachvollziehen konnte. Ich habe dann ein bisschen nachgeforscht und die unglaublichsten Geschichten gehört. Geschichten von Samurai, die diese Stoffe unter ihrer Rüstung getragen haben, damit Wunden schneller heilen. Babys, die nach der Geburt darin eingewickelt wurden, um ihre Haut zu schützen. Geschichten, die davon erzählen, dass diese Stoffe sogar vor Krankheiten, Insekten und bösen Geistern schützen.

Das klang für mich auf der einen Seite faszinierend, auf der anderen Seite aber auch etwas unglaubwürdig - bis ich dann näher nachgeforscht habe. Tryptanthrin ist ein Wirkstoff, der in der Indigopflanze zu finden ist, mit welcher diese Stoffe eingefärbt wurden. Dieser Wirkstoff wird in vielen Mitteln gegen Hautkrankheiten eingesetzt, unter anderem bei Hautkrebs. Diese Sagen sind also nicht an den Haaren herbeigezogen, sondern haben eine wissenschaftliche Grundlage. Es ist interessant zu wissen, dass zum Beidpiel in dem Ayuvedischen Traditionen Stofffarben stark in Verbindung mit ihren Wirkungen auf den Körper ausgewählt worden. Für mich war letztendlich ausschlaggebend, dass mit dieser Färbetechnik vor allem Schlechtes verhindert werden kann - zum Beispiel werden immer noch, trotz Verbotes, Azo Farben bei herkömmlichen Stoffen verwendet, die nachweislich krebserregend sind. Die Schwedische Handelskammer hat vor einiger Zeit eine Stichprobe entnommen und immer noch Azo Farben nachweisen können, da dies während der Produktion leicht zu vertuschen ist. Besonders bei Bettwäsche werden viele zusätzlichen Chemikalien verwendet, wie zum Beispiel Flammschutzmittel bei Kundtofffasern. Ich möchte mit meinen Produkten gesunde Textilien herstellen, die zu einem gesunden Leben verhelfen können.

Wantedly: Warum färben dann nicht alle mit Naturfarben?

Michel: Bei Naturfarben ist das Problem, dass sich die Farbe auswaschen kann. Das wird im heutigen Konsumverhalten negativ gesehen, obwohl es auch seine ästhetischen Reize hat. Außerdem ist die Herstellung mit natürlichen, hochwertigen Mitteln natürlich etwas teurer - wenn man sich die positiven Auswirkungen ansieht, ist das meiner Meinung nach aber ein geringer Preis. Das Problem mit der Farbfestigkeit haben wir durch eine neue Technik gelöst und vollends farbfeste Naturfarben hergestellt.



Wantedly: Konntet ihr bereits positive Effekte feststellen?

Michel: Wir arbeiten eng mit einem Dermatologen zusammen und haben auch bereits mehrere international anerkannte Zertifikate in Japan erworben. Wir möchten nicht eine dieser wenig aussagekräftigen Studien durchführen, die uns kurative Effekte verschreiben, da diese oft für Marketingzwecke missbraucht werden. Die Zertifikate, die wir haben, sagen, dass unser Produkt bei Kleinkindern und Menschen mit Hautkrankheiten ohne Bedenken benutzt werden kann. In der Zukunft möchten wir aber eine valide Studie im größeren Rahmen mit atopischer Dermatitis, Pusaris und Kontaktdermatitis durchführen. Diese drei Hautkrankheiten haben in der westlichen Welt verstärkt zugenommen und wir glauben, dass unser Stoff hier einen signifikant positiven Einfluss haben und Menschen helfen kann, besser zu schlafen.

Meine beste Freundin aus der Kindheit leidet zum Beispiel an der seltenen Kondition “Hayley Hayley”, also einer extrem übersensiblen Haut, und ich habe ihr unseren ersten gelungenen Prototypen gegeben, den sie nun seit über einem Jahr erfolgreich testet. Ihre Haut ist seitdem deutlich besser geworden - Hautkrankheiten sind sehr komplex, es ist aber wichtig, Sachen zu vermeiden, die die Kondition verschlechtern können.

Wantedly: Wie groß ist euer Team momentan?

Michel: Wir sind insgesamt zu siebt, ein Textilingenieur, ein Dermatologe, ein japanischer Färber, ein japanischer Qualitätsmanager, ein Web Designer und eine Community Managerin. Wir sind also ein bunter Mix aus Japan, Deutschland und Indien. Wir arbeiten auch sehr international - unsere größte Absatzquelle ist tatsächlich in den USA, dicht gefolgt von Deutschland und Japan, und wir stellen die Stoffe in China her. Das tun wir nicht, weil es dort günstig ist, sondern weil wir eine bestimmte Technik (Sonar) verwenden, die den Stoff hochwertiger macht und z.B. ein Abfärben beim Waschen verhindert.

Wantedly: Was möchtet ihr in Zukunft erreichen?

Michel: Jedes Bett weltweit soll mit Aizome bezogen sein. (lacht)

Ich mach mir keine Illusionen. Realistisch gesehen möchte ich, dass Aizome die erste Firma wird, die ausschließlich mit Naturfarben arbeitet und dadurch andere Firmen inspiriert, auch Naturfarben zu verwenden.

Ich möchte auch Menschen darauf aufmerksam machen, welche Schäden synthetische Farben auf unsere Gesundheit haben. Wenn Menschen nach einer Alternative für eine gesundere, bewusstere Lebensweise suchen, dann mache ich das gerne und möchte mit Aizome hier einen Beitrag leisten.

Wantedly: Vielen Dank, Michel, für dieses Interview - wir drücken dir und deinem Team von Aizome die Daumen und hoffen, dass ihr bald durchstarten könnt!


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Schaut doch einmal rein bei Aizome! Auf Wantedly findet ihr offene Positionen, und im untenstehenden Videolink könnt ihr das Team auf Kickstarter unterstützen.

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